Aufgrund ihres starken Rückgangs werden die Westeuropäischen Igel von der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) als “potenziell gefährdet” eingestuft. Für Tierfreunde stellt sich da die Frage, wie man einen gefundenen Igel versorgen kann.
Vorweg ein wichtiger Hinweis: Igel sind Wildtiere und durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Ein Igel darf demnach nur in Ausnahmefällen, z. B. bei Krankheit oder Verletzung, vorübergehend mit nach Hause genommen werden – Igel sind keine Haustiere!
Igel sind klassische Winterschläfer und verbringen den Winter schlafend in einem Winterquartier. Im Winter ist das Nahrungsangebot knapp und die Tiere können ihre Körpertemperatur nicht mehr aufrechterhalten. An den folgenden Anzeichen erkennt man einen Igel, der Hilfe braucht:
Wichtig zu wissen ist außerdem, dass Igel in Gärten und städtischen Gebieten leben. Man sollte einen geretteten Igel also nicht im Wald aussetzen. Dort ist er leichte Beute für Fressfeinde des Igels und findet sich nicht zurecht!
Bei manchen Igeln ist es offensichtlich, dass sie Hilfe brauchen: erkennbarer Parasitenbefall, verklebte Augen oder offene Wunden. Weitere Hinweise sind starke Abmagerung, oder wenn der Igel torkelt oder auf der Seite liegt.
Nicht immer sind die Anzeichen eindeutig: Es sind keine Verletzungen sichtbar, aber trotzdem wirkt das Tier schwach oder krank? Der Igel sollte sich bei einer Berührung durch Menschen einrollen und die Stacheln aufstellen. Tut er das nicht, ist es häufig ein Indiz für Schwäche. Fühlt er sich zudem kälter als die eigene Hand an, ist er unterkühlt.
Auch besonders kleine Igel können auf menschliche Hilfe angewiesen sein, um den Winter zu überstehen. Kurz vor Wintereinbruch sollten Jungtiere mindestens 500-700 Gramm und erwachsene Igel 800-1.000 Gramm wiegen. Da sie während ihres Winterschlafs bis zu 40 % ihres Körpergewichts verlieren, ist eine gute Fettreserve überlebenswichtig.
Bei sichtbaren Problemen wie Fliegeneiern oder Maden kann dem Igel sofort geholfen werden. Mit einer Pinzette oder Zahnbürste lassen sich die Parasiten gut entfernen.
Als vorübergehende Unterbringung für den Igel lässt sich eine Plastikbox oder Kartonschachtel umfunktionieren, die mit Zeitung ausgelegt wird. Um einen unterkühlten Igel aufzuwärmen, eignet sich eine Wärmflasche (nicht zu heiß!). Aus hygienischen Gründen kann diese zusätzlich mit einem Handtuch umwickelt werden.
Igel können mit hochwertigem und proteinreichem Katzennassfutter (mit hohem Fleischanteil, ohne Soße oder Gelee), ungewürztem Rinderhackfleisch oder Rührei gefüttert werden. Am besten eignet sich ein spezielles, artgerechtes Igelfutter, das auf die Bedürfnisse der Insektenfresser abgestimmt ist. Soldatenfliegenlarven und getrocknete Mehlwürmer können als schmackhafte Ergänzung angeboten werden.
Wichtig: Milch, Milchprodukte, Gemüse, Obst und Essensreste sind für Igel nicht bekömmlich und dürfen nicht gefüttert werden!
Da Igel klassischen Winterschlaf halten, ist es immer ein schlechtes Zeichen, wenn man nach Einbruch des Winters einen aktiven Igel trifft. Wichtig ist aber immer auch die Witterung – ein milder Winter kann den Winterschlaf der Tiere verzögern.
Trotzdem sollten spätestens nach dem tatsächlichen Wintereinbruch keine Igel mehr zu sehen sein. Sieht man doch einen, handelt es sich meist um kranke oder schwache Alttiere oder spät geborene Jungtiere. Aufgrund eines knappen Nahrungsangebots hatten sie im Spätherbst zu wenig Zeit, sich ein Fettpolster anzufressen.
Bei einer entsprechend milden Witterung im November und Dezember ist es in der Regel ausreichend, den Igel mit einem Igelhaus und artgerechtem Futter zu unterstützen. Das Futter sollte – zum Schutz vor möglichen Feinden und unliebsamen Gästen wie Ratten – in einem speziellen, rattensicheren Futterhaus bereitgestellt werden.
Mit dem passenden Nistmaterial wird das Igelhaus zu einer tollen Überwinterungsmöglichkeit für Igel. Wichtig ist, dass das angebotene Nest trocken und isoliert ist, sodass es nicht komplett durchfrieren kann!
Es ist nicht notwendig, einen gesunden Igel bei mildem Wetter aus seinem natürlichen Lebensraum zu entnehmen! Artgerechte, unterstützende Maßnahmen reichen aus. Bestehende Laub- und Holzhaufen sollten ab dem Herbst nicht mehr entfernt oder verbrannt werden, da sie den natürlichen Lebensraum von Igeln bilden.
Während die meisten Igel Hilfe beim Überwintern brauchen, kann es auch vorkommen, dass man im Sommer einen verhaltensauffälligen Igel findet. Bei anhaltend heißen Temperaturen und zu wenig Versteckmöglichkeiten leiden die Tiere unter der Trockenheit.
Der natürliche Lebensraum von Igeln – Hecken, Büsche, trockene Hohlräume und Holzstapel – bietet ihm einen schattigen Rückzugsort. Durch die zunehmende Versiegelung von Grünflächen und immer mehr Wohnsiedlungen nehmen diese Versteckmöglichkeiten ab. Schotterflächen und Pflastersteine in Vorgärten sollten also lieber durch Grünflächen und Hecken ersetzt werden.
Durch die anhaltende Trockenheit wird auch das Nahrungsangebot des Igels kleiner. Regenwürmer, Raupen, Ohrwürmer, Kellerasseln und Laufkäfer ziehen sich in tiefere Bodenschichten zurück.
Darunter leiden vor allem Igelweibchen mit Jungtieren, die von Ende April bis September Nachwuchs bekommen und für die Milchproduktion ausreichend Futter benötigen. Durch den Nahrungsmangel können sie ihre Jungen nicht ausreichend versorgen.
Mit einem Igelhaus im Garten und einem Igelfutterhaus kann man den Tieren das ganze Jahr über eine geschützte und artgerechte Unterkunft bieten. Am besten wird auch auf eine naturnahe Bepflanzung bei der Gartengestaltung geachtet. Viel Grünfläche mit Büschen und Sträuchern bietet den Igeln natürlichen Unterschlupf.
Manchmal kommt es vor, dass ein verwaister Babyigel am Tag gefunden wird. Bevor man das kleine Tier voreilig mitnimmt, gibt es einige Dinge zu beachten:
Ein unterkühltes Igelbaby kann – wie ein erwachsener Igel – mit einer lauwarmen Wärmflasche aufgewärmt werden. Das Wasser muss wegen der mäßigen Temperatur häufiger gewechselt werden. Es kann also einige Stunden dauern, bis es sich aufgewärmt hat. Die größte Überlebenschance hat das Igelbaby aber in einer Wildtierauffangstation oder einem Tierheim mit Wildtierabteilung.
Bildcredits:
© Moorland Roamer – stock.adobe.com (Datei-Nr.: 189587926)
© slowmotiongli – stock.adobe.com (Datei-Nr.: 370969792)
Du siehst gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicke auf die Schaltfläche unten. Bitte beachte, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Du siehst gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicke auf die Schaltfläche unten. Bitte beachte, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Du siehst gerade einen Platzhalterinhalt von Trustpilot. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicke auf die Schaltfläche unten. Bitte beachte, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.